Er wurde am 9. April 1906 in Budapest geboren
und debütierte daselbst schon 1924 als Dirigent. Damit wurde
der achtzehnjährige Examensabsolvent zum jüngsten Dirigenten
in der Geschichte des Budapester Opernhauses. Parallel dazu war
er Kompositionsschüler von Zoltán Kodály. Dem
hier entwickelten kreativen Teil seines Talentes sollte er ein Leben
lang treu bleiben. 1928 lud ihn Fritz Busch als Assistenten nach
Dresden ein. Dies führte 1929 zu einem Engagement an das Opernhaus
in Münster/Westfalen, das bis 1933 dauerte. Von 1934 - 1941
war er zuerst 2. Dirigent, später Musikdirektor der Ballets
Russes de Monte Carlo und anschliessend des American
Ballet Theater in New York. Sein amerikanisches Debüt
als sinfonischer Dirigent erfolgte im Jahre 1937 in Washington D.C.
mit dem National Symphony Orchestra. 1947 nahm er die amerikanische
Staatsbürgerschaft an. Von 1945 - 1949 stand er dem von ihm
neu aufgebauten Dallas
Symphony Orchestra vor. 1949 wurde er zum Musikdirektor
in Minneapolis gewählt. Diese äusserst fruchtbare Zusammenarbeit
dauerte über 11 Jahre.
Von 1963 an war er 4 Jahre lang Chef des
BBC
Orchestra, parallel dazu (von 1965 - 1972) der Stockholmer
Philharmonie. 1970 übernahm er den Posten des Musikdirektors
des National Symphony Orchestra in Washington D.C. Seine
beiden letzten Chefpositionen bekleidete er ab 1975 beim Londoner
Royal Philharmonic
Orchestra und ab 1977 beim Detroit
Symphony Orchestra. Diese beiden Orchester sowie die Stockholmer
Philharmonie ernannten ihn nach Ablauf der jeweiligen Verträge
zum 'Conductor Laureate' auf Lebenszeit.
Antal Dorátis Schallplattenaktivität
begann 1936, die Zahl seiner Einspielungen erreichte fast 600. Viele
von ihnen gewannen internationale Preise, unter ihnen 31 den Grand
Prix du disque. Sein umfangreichstes Aufnahmeprojekt war die
Gesamteinspielung der 107 Sinfonien Joseph Haydns.
Ausserdem sind Einspielungen von 8 Haydn-Opern unter seiner Leitung
entstanden.
Dorátis Einfluss auf die Musikwelt
war ungewöhnlich gross, nicht nur als Dirigent. Als Komponist
hinterlässt er ein beeindruckendes Oeuvre,
dem man weltweit in zunehmendem Masse durch Aufführungen gerecht
wird.
Im Verlaufe seiner Lehrtätigkeit gab er in regelmässigen
Abständen "masterclasses" sowohl im Royal College
of music in London, wie auch an der Budapester Musikakademie. Beide
Institute ernannten ihn zum Ehrenmitglied. Auch müssen die
Meisterkurse in Salzburg, Dartington und Bern - Basel erwähnt
werden.
1975 erschien seine Autobiografie Notes
of Seven Decades, 1987 ein zweites Buch, For
Inner and Outer Peace, dessen Thema ihm während seiner
letzten Lebensjahre sehr am Herzen lag. Auch widmete er sich in
späteren Jahren vermehrt seinen anderen Talenten, wozu besonders
Zeichnen und Malen gehörten.
Die lange Liste seiner internationalen
Ehrungen umfasst u.a. die Ehrenpräsidentschaft der Philharmonia
Hungarica, 4 Ehrendoktorate, die Mitgliedschaft in der Schwedischen
Akademie der Wissenschaften sowie den schwedischen Wasa-Orden.
Österreich verlieh ihm das Ehrenkreuz Artibus et Litteris,
Frankreich den Orden des Art et des Lettres, die Royal
Academy of Music in London ernannte ihn zu ihrem Ehrenmitglied,
und 1983 erhob ihn die englische Königin in den Adelsstand
(Knight of the British Empire, KBE).
Er verstarb am 13. November 1988 in Gerzensee,
seinem Schweizer Wohnort.
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